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Bestandsentwicklung des Kormorans

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war die westliche Kontinentalrasse des Kormorans mit weniger als 5000 Brutpaaren an ihrem Tiefpunkt in Europa angelangt.

Der starke Bestandseinbruch nach dem Zweiten Weltkrieg ist offensichtlich weniger der „rücksichtslosen Verfolgung”, sondern mehr der starken Pestizidbelastung der Umwelt zuzuschreiben. Die Abstellung dieser beiden Faktoren ist somit auch als Hauptursache für den beispiellosen Bestandsanstieg zu sehen (Schröder et al. 2007). Die Entstehung neuer, fischreicher Gewässer und vielleicht auch die Klimaerwärmung haben diesen Prozess zusätzlich gefördert.

Der Aufwärtstrend beim Kormoran war in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar. Die heutige Population hat die ursprüngliche bereits weit überflügelt. Zunahme und Ausbreitung scheinen noch nicht abgeschlossen. Längst gilt der Kormoran nicht mehr als gefährdeter Vogel.

Chronik des Kormoranvorkommens

Die westliche Kontinentalrasse des Kormorans

Altertum: Brutgebiete überwiegend an den Küsten und an großen, fischreichen Strömen im Binnenland.

15.Jh. – 18. Jh.: Nachstellung in Brutkolonien. Langsamer Niedergang.
In Deutschland in historischer Zeit wohl immer nur ein unregelmäßiger Brutvogel. In Süddeutschland fehlte er jedoch vollständig oder kam nur sporadisch vor.

19. Jh.: Beschleunigter Niedergang. Große Flussregulierungen verschlechtern den Lebensraum. Eskalation der Zerstörung von Brutkolonien.

Anfang 20. Jh.: Im Binnenland fast ausgerottet.

Ab 1930: Verstärkte Schutzbemühungen u.a. durch das Reichsjagd-Gesetz von 1934 und das Reichsnaturschutzgesetz von 1935; durch Festlegung einer Schonzeit 1931 in Dänemark; durch Kauf der Haupt-Brutinsel in Holland durch Vogelschutzvereine 1934; durch den Bau des Ijsselmeer-Dammes 1932, wodurch neue Ideal-Habitate geschaffen wurden.

Um 1960: Tiefster Populationsstand, weniger als 5000 Brutpaare der westlichen Kontinentalrasse. Geringer Bruterfolg durch Pestizide und Schwermetalle.

1965: Vollschutz in den Niederlanden.

Ab 1970: Bestand erholt sich langsam. Schutzbestimmungen für Brutkolonien in einigen Ländern zeigen Wirkung. Wichtige Pestizide werden verbannt. Neue Brutkolonien am Ijsselmeer.

1977: Vollschutz in Dänemark

2.4.1979: Durch die Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 79/409 EWG) wird der Kormoran im Anhang I zur „bestandsgefährdeten Art“. Schutz in allen Mitgliedsländern.

Ab 1980: Bestand beginnt exponentiell zu wachsen. Geringere Belastung durch Pestizide und Schwermetalle, günstige Nahrungsbedingungen und europaweiter Schutz erzeugen günstige Bedingungen für eine hohe Wachstumsrate.

Ab 1990: Rückgang der Wachstumsrate in den alten holländischen und dänischen Großkolonien, aber schnelle Ausbreitung in benachbarte Länder. Es bilden sich im Binnenland (Frankreich) große Überwinterungsgebiete zusätzlich zum Mittelmeerraum.

Ab 2000: Westliche Kontinentalrasse über 160.000 Brutpaare mit über 1 Mio Vögeln. Viele neue Brutkolonien auch in Schweden und den baltischen Staaten. Population steigt weiter an, Ende der Zunahme nicht absehbar. Konflikte mit Fischartenschutz und Fischerei im Binnenland weitgehend ungelöst.

Bestände anderer Vogelarten

Auch andere fischfressende Vögel wie der Graureiher oder der Eisvogel haben sich nach dem Einführen von Schutzbestimmungen wieder erholt - keine der Arten jedoch mit derselben Geschwindigkeit und in einem Ausmaß, in dem die heutige Population die ursprüngliche überflügelt hat. Der Fischadler ist ein Beispiel für das andere Extrem: Seine Rückkehr ist mehr als zögerlich, obwohl ihm heute allseits Sympathien entgegengebracht werden.

Verbreitung des Kormorans

Der Kormoran ist fast weltweit verbreitet. Als Art war er nie bedroht. Die hohe Flexibilität und Anpassungsleistung an verschiedene Lebensräume zeigt sich an seinem ungewöhnlich großen Verbreitungsareal.

Dies weist ihn - biologisch gesehen - als Erfolgsmodell aus.

Poster: Bestandsentwicklung des Kormorans

Die hier zur Verfügung gestellten Medien dienen zur Ansicht auf dem Monitor. Für die Auslage oder den Aushang unserer Printmedien wenden Sie sich bitte an den für Sie zuständigen Fischereiverband.

Die Kormoranpopulation in Europa 1970 - 2006

Seit 1970 ist die Kormoranpopulation nach dem Einbruch Mitte des vorigen Jahrhunderts auf ca. 1.100.000 Tiere angestiegen

Der Kormoran hat eine effektive Besiedlungsstrategie. Seit 1970 haben sich die Restbestände flächendeckend ausgebreitet.

Kormoranbesiedlung 1965
Kormoranbesiedlung 1965
Kormoranverbreitung und Brutgebiete 2005
Kormoranverbreitung und Brutgebiete 2005

Der Kormoran ist - biologisch gesehen - ein Erfolgsmodell.

Karte der Verbreitungsgebiete
Karte der Verbreitungsgebiete